2005 “Entlassungsproduktivität”

Pressemitteilung der Jury: Wahl des 17. „Unworts des Jahres“

“Gewinne aus Produktionsleistungen eines Unternehmens, nachdem zuvor zahlreiche für «überflüssig» gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.

Entlassungsproduktivität meint eine gleichbleibende, wenn nicht gar gesteigerte Arbeits- und Produktionsleistung, nachdem zuvor zahlreiche für «überflüssig» gehaltene Mitarbeiter entlassen wurden.

Es verschleiert damit die meist übermäßige Mehrbelastung derjenigen, die ihren Arbeitsplatz noch behalten konnten, was oft auch mit dem ebenfalls beschönigenden Wort von der «Arbeitsverdichtung» umschrieben wird. Aber auch die volkswirtschaftlich schädlichen Folgen der personellen Einsparung, die Finanzierung der Arbeitslosigkeit, werden mit diesem Terminus schamhaft verschwiegen.”


 

Jan Nouki Ehlers, Eine für Alles / Alles für Einen

Eine für Alles / Alles für Einen

Durch Wegrationalisierung ergeben sich neben der typischen „Mädchen-für-Alles“-Arbeitsweise auch etwas seltsam anmutende Situationen. Wenn z.B. bei dem Bestatter 3 Sargträger wegrationalisiert werden.

www.janehlers.net


Nina Flauaus | Entlassungsproduktivität

links: Aladin, der Poitou-Esel, wäre vor 100 Jahren z.B. als Zugtier für Feuerlöschwagen benutzt worden, da sein wassergetränktes Fell einen guten Feuerschutz bot. Heute darf Aladin auf dem Arche-Hof Eulenbis für die Arterhaltung sorgen - kein schlechter Tausch. Ob sich allerdings das Nutztier Mensch in ähnlicher Weise ohne Arbeit einen Lebenssinn geben und in einem paradiesischen Dasein auf einer „Arche” Erfüllung finden kann, bleibt ungewiss.

rechts: Air Base Hahn
Mussten 1993 noch Tausende von arbeitenden Nutzmenschen für die Infrastruktur des Air Base Hahn ihren Dienst tun, so wird heute nur noch ein Bruchteil von ihnen benötigt, um einen Flieger starten zu lassen.

www.ninaflauaus.de


Albrecht Haag | Entlassungsproduktivität

www.albrecht-haag.de


Alexandra Lechner | Entlassungsproduktivität

Goldmarie | Pechmarie

www.alexandralechner.com


Jens Steingässer | Entlassungsproduktivität

Die beiden Werke „überflüssig” I und „überflüssig” II sollen ein Sinnbild verdeutlichen, das den Moment der Entlassungsproduktivität auf banale Weise charakterisiert. Der Vergleich zwischen dem Aussortieren von „überflüssigen” Arbeitskräften und „überflüssigem” Hausrat stellt die Zweiseitigkeit dieser Ressourcen-Verdichtung in den Vordergrund – wenn dasselbe (Ergebnis) auch mit weniger (Einsatz) erzielt werden kann, spricht nicht viel gegen eine Bestands-Reduzierung.

Dass hierbei jedoch funktionsfähige Ressourcen vergeudet werden, bleibt aus Effizienzgründen außen vor.

www.jens-steingaesser.de


Andreas Zierhut | Entlassungsproduktivität

Frohes Schaffen I Frohes Schaffen II

Für viele Werktätige, die immer unterfordert waren, bedeutet die Entlassung überflüssiger Kollegen eine freudige Herausforderung. Leistung am Limit. Rekorde, die die persönliche Bestleistung toppen. Das bringt nicht nur Zufriedenheit, sondern auch Anerkennung. Entlassungsproduktivität kann somit als Sinn gebendes Element in der Ödnis unserer Spaßgesellschaft verstanden werden.

www.andreaszierhut.de