2007 “Herdprämie”

Pressemitteilung der Jury: Wahl des 18. „Unworts des Jahres“

“Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen.

Zum Unwort des Jahres 2007 ist der Begiff «Herdprämie» gewählt worden. Ärgerlich ist insbesondere der Versuch, alle Frauen - darunter auch solche, die der Kindererziehung zuliebe ihre Karriere unterbrechen oder aufgeben - zu «Heimchen am Herd» zu degradieren.

Genauso verwerflich wäre es, die Finanzierung einer Krippenerziehung als «Emanzensubvention» zu diffamieren. Inzwischen gibt es ein ganzes Wortfeld, das die Diffamierungsabsicht ebenfalls deutlich werden lässt. Dazu gehören u. a. die Varianten «Aufzuchtprämie», «Gluckengehalt» und «Schnapsgeld».”


 

Stefan Daub, Herdprämie

links: “Ach Mama, das bisschen Kochen”

Der Begriff Herdprämie reduziert die komplette Hausarbeit, die Erziehung inklusive aller gebrachten Opfer, die Arbeit, schlaflosen Nächte und Liebe von Eltern zu ihren Kinder auf das reine „am Herd stehen“. Wer genau das seiner Mutter ins Gesicht sagt, hat sich eine Ohrfeige redlich verdient.

rechts: “Wir sind schwanger!“

Genauso wie wir unsere Sehgewohnheiten überdenken sollten, muss jeder der den Herd immer noch mit Frauen assoziiert, dringend seine veralteten Rollenvorstellungen hinterfragen.

www.stefandaub.de


Jan Nouki Ehlers, Herdprämie

links: 1. Der Herzenswunsch
Adam und Eva lieben sich sehr, doch noch während sich Eva der Liebe zu Adam hingibt, gehen ihr ihre Zukunft mit Adam,
ihr Kinderwunsch, ihre Perspektiven und ihr beruflicher Werdegang durch den Kopf. Dabei eröffnet sich folgende Rechnung:

rechts: “Kinderversorgung bis zum Kindergarten:

Fixkosten . 12x36 Monate . - 43.200 €

Betreuungsgeld 150€x35 Monate . + 5.400 €

Kindergeld kein nebenerwerblicher Verdienst gestattet 0 €

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- 32.256 €

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2. Die Konsequenz
Und so kommt Eva zu folgendem Ergebnis:

www.janehlers.net


Albrecht Haag, Herdprämie

Tatsächlich ist es ein Unding, mit dem Begriff Herdprämie den eigentlichen Hauptgewinn zu verschleiern. Bleibt man also aufgrund des gut gemeinten Elterngeldes (Herdprämie) den Erziehungsanstalten fern, trifft man umso häufiger auf bisweilen schlecht gelaunte, schmutzige, sich verweigernde kleine Monster mit schlechten Manieren. Alles Süße und Lebensbejahende erscheint in diesen oft unterschlagenen Momenten nur ein Wunschtraum der Werbung und Familienministerien zu sein.

Anmaßend ist auch der Versuch des Staates, mit der lächerlichen Summe einer Herdprämie die persönlichen Einbußen der Eltern wettmachen zu wollen, nur weil sie auf professionelle Hilfe verzichten. Wen es dabei härter trifft, bleibt offen – Männer sind genauso Opfer.
Wer also mit der Herdprämie liebäugelt, sollte als erstes an die Kinder denken – wie sie auch sein können. Die meinen mögen mir verzeihen.

www.albrecht-haag.de


Alexandra Lechner, Herdprämie

Viele junge Frauen glauben, für sie sei Emanzipation kein Thema mehr. Sie halten sich ganz selbstverständlich für gleichberechtigt. Für sie ist auch klar, dass sie alles wollen: Kind und Beruf, finanzielle Unabhängigkeit, ein erfülltes Berufsleben, soziale Kontakte. Welches Frauenbild wird mit der derzeitigen Politikdebatte u.a. auch mit der Herdprämie gefördert - und ist dies zeitgemäß?
Kann man den unterschiedlichen Lebensmodellen von heute mit staatlichen Geldgeschenken noch gerecht werden? ...

Die Herdprämie heißt eigentlich Betreuungsgeld und ist gedacht für jene Frauen, die zu Hause vor sich hinschmoren. Dort betreuen sie ihre Kinder, die ansonsten – zumindest aus scharf konservativer Sicht – in Kitas verwahrlosen würden.

www.alexandralechner.com


Jens Steingässer, Herdprämie

Der Mutter’s größte Qual
ist heutzutag ́ die freie Wahl ob drin ob drauß ́?
ob Ruhm ob Zuhaus ́?

Eine Qual ist ́s allemal.

www.jens-steingaesser.de


Andreas Zierhut, Herdprämie

Wer soll ich eigentlich sein?
Die gesellschaftliche Anerkennung für berufliche Leistung ist (noch?) größer als die Wertschätzung von Erziehung und Hausarbeit. Was Wunder, dass die Möglichkeit, gleichberechtigt am Erwerbsleben teilzuhaben, ein wesentliches Ziel der Emanzipation ist. Der ironisch-böse Begriff „Herdprämie“ drückt die Sorge aus, dass Frauen versucht sein könnten, die Errungenschaften der Gleichberechtigung aufzugeben und den Weg zurück an den Herd einzuschlagen.

Nun ist ein Leben als Mutter – durchaus auch mit Herdkontakt – nicht zwingend das schlechtest denkbare. Wenn jetzt die mögliche Entscheidung für dieses Leben abfällig bewertet wird – ist dann nicht die Freiheit Geld zu verdienen mit der jetzt fehlenden Freiheit, ohne Scham Hausfrau und Mutter sein zu können, erkauft? Selbstverständlich ist keiner der beiden Wege – die ideale Frau geht beide. Und bleibt innerlich zerrissen.

(Ich führe ein gut laufendes kleines Familienunternehmen)

www.andreaszierhut.de