2010 „Alternativlos”

Pressemitteilung der Jury: Wahl des 21. „Unworts des Jahres“

“Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vorn-herein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe. Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politik-Verdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.”


 

Stefan Daub, alternativlos

Im September 2007 traf der Kapitän des russischen Fischtrawlers VIMA eine für ihn alternativlose Entscheidung. Da er die fällige Hafengebühr in Kirkenes (Finnmark) nicht aufbringen konnte und keinen Rückhalt vonseiten der Rederei erwarten konnte, befahl er seiner Mannschaft, zusammen mit ihm das Schiff Hals über Kopf zu verlassen, um den lokalen Behörden zu entgehen. So zurückgelassen rostet das Schiff seitdem herrenlos vor sich hin.

Der Befehl, das Schiff auf der Stelle zu verlassen, ließ den Matrosen keine Alternative. Erst zu Fuß, später per Anhalter, traten sie ihren Heimweg Richtung Russland an.

www.stefandaub.de


Jan Nouki Ehlers, alternativlos

Akzeptanz

Er hat sie verlassen. Sie sah keine andere Lösung; ich akzeptiere ihre Entscheidung. Nach jedem Suizid werden Stimmen laut, die die subjektive Ausweglosigkeit objektiv bewerten und eine alternative Lösung zum Selbstmord finden. Die Verstorbene wird dann als schwach oder “blind” bezeichnet. Wenn wir akzeptieren, dass es Alternativlosigkeit gibt, dann müssen wir den Freitod in unserer Mitte ebenso annehmen.

Sugar Babe

Ich habe mir für dich folgenden Tagesablauf ausgedacht ...
Die zeitgenössische Sklaverei in der Zwangsprostitution nimmt den Opfern jegliche Entscheidung in der Lebensgestaltung. Der vom Unterdrücker erteilte Tagesablauf ist alternativlos. Die Opfer sind völlig fremdbestimmt.

www.janehlers.net


Albrecht Haag, alternativlos

links: Vor dem Joghurt-Regal im Supermarkt bin ich regelmäßig überfordert. Da wünschte ich mir tatsächlich bisweilen weniger Alternativen. Ich habe auch noch nicht DEN Joghurt gefunden, der alternativlos wäre.

rechts: Joe Jackson sang 1991 (in »It’s all too much«):

... A hundred mineral waters
It‘s fun to guess which ones are safe to drink Two hundred brands of cookies

87 kinds of chocolate chip
... They say that choice is freedom. I’m so free it’s driving me insane. ...

Womit sich das zweite Bild erklärt:
Verzweifelt man also an den schier unendlichen Alternativen im Supermarkt, landet man durchaus mal in der gezeigten Bett-Alternative. Die Fixierung – sofern nicht selbstgewählter Fetisch – ist dann vorübergehend alternativlos. Aber aus Sicht des behandelnden Arztes ist sie nur eine Alternative von vielen therapeutischen Ansätzen. Es war übrigens kein griechischer Joghurt zu finden. Dabei soll der so gut sein.

www.albrecht-haag.de


Alexandra Lechner, alternativlos

Zur Aufrechterhaltung seiner Existenz benötigt jeder Mensch Nahrung, Wasser, Luft und (einfache) Kleidung. Existenzbedürfnisse sind lebensnotwendige Bedürfnisse, ohne deren Befriedigung Menschen zugrunde gehen würden oder unter menschenunwürdigen Umständen leben müssten.
(Zitat aus: Wirtschaftliches Grundwissen für Naturwissenschaftler und Ingenieure. Hergen und Birgitt Scheck)

Das Verdursten bezeichnet den Tod durch mangelnde Flüssigkeitsaufnahme von Süßwasser. Der Tod tritt durch fortgeschrittene Austrocknung ein. Der tägliche Wasserbedarf eines Menschen liegt bei mindestens ein bis zwei Litern. Ab einem Wasserverlust des menschlichen Körpers von 0,5-3% spürt der Betroffene Durst. Ab 10% kommt es zu Sprachstörungen und unsicherem Gang. Innerhalb von nur drei bis vier Tagen tritt in der Regel der Tod durch Dehydratation ein. Verdursten ist ein wesentliches Problem in Trockenzonen.

Verdursten durch Nichtverfügbarkeit von Trinkwasser ist eine lebensbedrohende Gefahr nach (Natur-)Katastrophen wie Überschwemmung, Erdbeben, etc. Unter Hungertod versteht man den Tod durch das Verhungern. Die meisten Menschen versterben hierbei durch den Mangel an fester Nahrung aufgrund einer Hungersnot oder Armut. Über eine Milliarde Menschen hungern weltweit. Darüber hinaus kann der Hungertod auch das von einem Individuum aus freiem Willen gewählte Ergebnis eines Hungerstreiks, der Verwehrung der Nahrungsaufnahme oder der durch Krankheit bedingten Auszehrung sein. Nahrungsentzug kann auch eine Foltermethode sein.

Quelle: Wikipedia

www.alexandralechner.com


Jens Steingässer, alternativlos

„Das einzig Alternativlose kann nur der Tod sein. Alles was darüber hinaus als derartig deklariert wird, ist eine Ignoranz gegenüber anderen Möglichkeiten, welche immer und allseits bestehen.

Eine besondere Form von Alternativlosigkeit ist der Suizid. Er kombiniert die als Realität wahrgenommene gefühlte Alternativlosigkeit (die eigentlich keine ist) mit dem einzig tatsächlich existierenden Zustand derselben: dem wie auch immer erlangten Tod.”

www.jens-steingaesser.de


Andreas Zierhut, alternativlos

links: Das Leben

rechts: Der Tod

www.andreaszierhut.de